Tierheilpraxis Traeger

Der Hautpilz „Trichophyton“ beim Igel

Definition

Trichophyton gehört zur Familie der Fungi imperfecti, Unterfamilie der Dermatophyten. Zu der Gattung dieses Pilzes gehören ca. 26 Unterarten, von denen nur einige, wenige klinische Bedeutung haben. Die Trichophytie beim Igel wird durch den Erreger Trichophytae mentagrophytes var. erinacei, ausgelöst.

Aussehen:

Trichophyton bildet in der parasitären Phase Hyphen (schlauchartige Gebilde) und Arthosporen - einfache vegetative Sporen, die durch Zerfall des Myzels (einem schlauchartigen Netz) entstehen - aus.
In der saprophytären Phase - der Pilz lebt zu dieser Zeit auf der Haut ohne seine krankmachende Wirkung zu entwickeln - bildet Trichophyton Myzel oder Konidien (ein- oder mehrzellige Sporen) aus.

Verbreitung:

„Igel-Trichophyton“ ist überall dort zu finden, wo auch der Igel heimisch ist. Also in Europa, aber auch in Neuseeland, wohin man den Igel exportiert hat.

Vorkommen/Übertragung:

Trichophyton ist ein reiner Oberflächenpilz, der nur auf der Haut und deren Anhangsorganen (Haaren, Stacheln) zu finden ist. Oft wird er durch die Grabmilbe (Räudemilbe, Caparinia tripilis) oder die Haarbalgmilbe (Demodex erinacei) auf den Igel übertragen (Sekundärinfektion). Auch eine direkte Infektion z.B. durch Rangkämpfe, sexuellen Kontakt, die Mutter/Kind-Beziehung oder infizierte Materialien, wie abgeworfene Haare oder Schuppen eines anderen Igels, ist möglich. In diesen Fällen spricht man von einer Primärinfektion.

Eigenschaften:

Es gibt ganz offensichtlich Unterschiede zwischen ihrer krankmachenden Eigenschaft (Pathogenität) und ihrer reinen Anhaftung (Kontagiosität). Beim Menschen spielen Alter, Rasse und Geschlecht eine Rolle, bei Tieren kommt es auf die Tierart an. Igel sind offensichtlich für den Trichophyton-Befall prädestiniert.

Dieser Pilz hat „leider“ nicht nur die Fähigkeit auf lebenden Organismen zu überleben. Er kann auch lange Zeit auf totem organischem Material (Schuppen, Haaren) inaktiv verbringen. Im „passenden Moment“ aktiviert er sich wieder, um sich so weiter verbreiten zu können. Bedingt durch diese Eigenschaft kann dem Pilz auch der Winter mit seinen niedrigen Temperaturen nichts anhaben.

Klinik:

Gering gradiger Befall:
Einzelne Stacheln oder Haare stehen in einem weißen Pilzbett.

Mittel- bis hochgradiger Befall:
Stacheln und Haare verkleben mit einem weißlichen Pilzrasen zu flächigen kreisrunden Stellen.
Häufig tritt eine Sekundärinfektion mit Staphylokokken (Bakterien) auf. Dann bilden sich um die Stacheln herum rötliche Kristalle aus, die zusammen mit dem Hautschaft am Stachel emporwachsen. Durch diese Bakterieninfektion entsteht ein Eiterherd unter den infizierten Stellen. Stachel und Haare lassen sich in diesen Bereichen leicht herausziehen, geschieht dies, tritt Eiter aus der Wunde. Werden die Stellen nicht behandelt, entstehen schuppenartige Gebilde, die mit der Zeit immer wieder abfallen und teilweise blanke Haut zurücklassen. In einem Fall (1960, durch Marpels und Smith berichtet) waren die Ohren eines Igels betroffen. Schorfige Wunden trockneten ein und brachen an den Ohrrändern ab.

Trichophyton ist auch auf den Menschen übertragbar. Deshalb sollten Igelpfleger grundsätzlich Gummihandschuhe tragen, um sich zu schützen und diese entsprechend desinfizieren, um zu vermeiden, dass andere Igel infiziert werden.

Trichophyton ist rezidiv, d.h. wiederkehrend. Selbst wenn der Igel völlig gesundet, ist die Chance, dass er sich wieder infiziert, sehr hoch. Sowie das Immunsystem geschwächt ist, kann ein neuer Ausbruch der Krankheit erfolgen.

Fallbeispiel:

Familie Goroncy aus Hamburg hatte bei ihren Igeln schon mehrere Trichophyton-Fälle, die die oben genannten Symptome aufwiesen. Ihre Behandlungsempfehlung lautet wie folgt:
Bei geringem Befall sollten die einzelnen Stacheln gezogen werden und falls geringgradig Eiter aus der Wunde austritt, sind die Stellen mit einem Q-Tip zu säubern,  um dann mit S…* beträufelt zu werden. In den ersten 21 Tagen muss dies jeden 4.Tag erfolgen.
Kommt eine größere Menge Eiter aus der Wunde, ist diese mit einer Spüllösung aus 1 ml Wasserstoffperoxyd, 3%ig und 2 ml 0,2% R…*-Lsg.) zu reinigen. Danach ist die Wunde mit einem geeigneten Antibiotikum (T…* oder D…*) 2-mal mit jeweils 3 Tagen Pause dazwischen zu versorgen, Erfolgt dies nicht, schleppt sich der Heilungsprozess ggf. über Monate hin.

Begleitend sollte der Igel insgesamt 4-mal, wie folgt, gebadet werden:

1. Bad: 1 Tbl. C…*  mit einem ½ Liter lauwarmem Wasser auflösen und den Igel darin 15 Minuten baden. Den Igel trocknen und mit S…* behandeln, danach 3 Tage Pause.

2. Bad: 10 ml H…* mit 1 Liter lauwarmem Wasser vermengen und den Igel darin 15 Minuten baden. Nach dem Bad den Igel und besonders den Igelkopf einmal abspülen und trocknen. Dann den Igel mit  D…*-Mischung und Olivenöl beträufeln, danach 3 Tage Pause.

3. Bad: 20 ml I….* mit 1 Liter lauwarmem Wasser vermengen und den Igel darin 15 Minuten baden. Dann den Igel mit  D…*-Mischung und Olivenöl beträufeln, danach 3 Tage Pause.

4. Bad: Wie das 3. Bad

Wichtig ist, dass der Igel regelmäßig gebürstet wird, um die Hautschuppen zu entfernen. Nach dem Baden oder Bürsten müssen die infizierten Hautschuppen mit einer Pinzette abgelesen werden, um eine weitere Ausbreitung der Infektion zu vermeiden. Die verwendeten Gerätschaften sind regelmäßig zu desinfizieren.
Bei mittel- und hochgradigem Befall sollte zusätzlich noch ein Anti-Pilzmittel wie N…* (1/4 Tbl. auf  1000 Gramm Körpergewicht über 12 Tage) gegeben werden. Da das Medikament offensichtlich sehr bitter schmeckt, wird die Verabreichung auf einer dünn gewürfelten Banane empfohlen. Vorsicht! Banane regt das körperinnere Pilzwachstum (Candida) an und sollte deshalb nur zur Medikamentenverabreichung verwendet werden.
Nach totalem Stachelverlust hat sich eine Behandlung über 10 Tage mit Zinkorotat (1/4 Tabl. pro 800 g Körpergewicht) bewährt. Danach sind 2 Tage Pause einzulegen. Nachfolgend kann dann bis zur vollständigen Ausheilung  ein Tropfen Hekl Lava D6 pro 100 g Körpergewicht gegeben werden. Unterstützend ist eine ausgewogene Ernährung mit essentiellen Fettsäuren, Vitamin A, B6, Biotin und Zink förderlich für die Heilung.

*) Da keine Schleichwerbung für Medikamente gemacht werden darf, erfragen Sie bitte beim Komitee für Igelschutz, Hamburg, die benötigten Medikamente.